Leistungen schleppend refinanziert

Veröffentlicht am:
10.02.2025
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Günter Spieles ist einer der Geschäftsführer des Mönchengladbacher Sozialunternehmens PaS – Praxis für angewandte Sozialarbeit.
Günter Spieles ist einer der Geschäftsführer des Mönchengladbacher Sozialunternehmens PaS – Praxis für angewandte Sozialarbeit.

Leistungen schleppend refinanziert

Köln, 10.02.2025 – Auf Probleme bei der Refinanzierung der Leistungen hat der Verband FABA zu Beginn des neuen Jahres aufmerksam gemacht. Bei der ersten Zusammenkunft der Regionalgruppe Niederrhein im Spitzenverband freier Anbieter*innen von ambulanten Fachleistungen in der Eingliederungshilfe in NRW sprach FABA-Vorsitzender Detlev Schürmann das heiße Eisen an. Der Finanzierungsstau bedroht laut FABA nicht selten gerade die kleineren privaten Anbieter des ambulanten betreuten Wohnens (BeWo) in ihrer Selbstständigkeit.

“Wir warten trotz Bewilligung durch den Landschaftsverband teilweise länger als sechs Monate auf unser Geld – und reden konkret über sechsstellige Summen”, sagte Schürmann in der Versammlung, die diesmal in Mönchengladbach im Institut PaS – Praxis für angewandte Sozialarbeit – stattfand. “Da muss man sich schon ein dickes Fell zulegen und auch ein dickes Portmonee haben.” Der Missstand, dass BeWo-Anbieter über einen längeren Zeitraum in Vorleistung treten müssen und der Cashflow fehlt, sei nach FABA-Beobachtung eher die Regel denn die Ausnahme.

Günter Spieles und Wolfgang Hörath, Geschäftsführer der PaS, bestätigten das Dilemma, unter dem etliche der rund 800 BeWo-Anbieter in NRW zu leiden haben. Manchen gehe deshalb die Puste aus, sie müssten ihr soziales Gewerbe an den Nagel hängen, weil die sich ergebenen Schulden zu erdrückend sind.

Besonders schwierig sei es, wenn Erbangelegenheiten bei den Klienten ins Spiel kämen. Dann sei die behördliche Erbprüfung chronisch überfordert, und eine zeitnahe Leistungsbezahlung rücke in unendliche Ferne. Erschwerend komme hinzu, so der Tenor in der FABA-Regionalgruppe Niederrhein, dass in solchen Fällen seitens des LVR keine Darlehen mehr vorläufig bewilligt würden.

“Nichts gegen ein unternehmerisches Risiko! Mit zwei bis drei Pro-Bono-Fälle pro Jahr kann unser Betreuungsdienst noch klarkommen”, berichtete Schürmann aus der Anschauung des eigenen Unternehmens mit rund 150 Klienten. Für kleinere BeWo-Anbieter mit dünnerem Finanzpolster ziehe sich dadurch aber die Schlinge immer enger um den Unternehmer-Hals.

Der FABA-Vorsitzende machte für die existenzbedrohliche Situation einerseits die “chaotische” Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes mit all seinen bürokratischen Hürden und schleppender Bearbeitung in den Amtsstuben verantwortlich. “Manchmal hakt es aber auch ganz einfach an einem Häkchen am Computer, das in der Behörde vergessen wird zu setzen oder von der Software nicht akzeptiert wird”, so Schürmann fassungslos. Die Leidtragenden dieses Verwaltungsproblems seien die freien privaten Anbieter.

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